Vor kurzem ist der neue Streamingdienst Disney+ herausgekommen. Ich persönlich habe mich sehr darüber gefreut, endlich meine ganzen Lieblingsfilme unter einem „Dach“ zuhaben.  Mit diesen Filmen bin ich – wie sicher viele – aufgewachsen. Wenn ich mir aber jetzt die Filme anschaue, als Queerfeministin, schaltet sich mein Hirn ein. Ich stelle mir bei jedem einzelnen Film die Frage: Ist das ein gutes Frauenbild, welches dargestellt wird? Je nach Film kann ich die Frage in meinem Kopf aber unterschiedlich beantworten (Gott sei Dank).

Wir fangen mit den sexistischen Filmen an:  Schneewittchen ist hierbei einer, der auf jeden Fall genannt werden muss. Das Original ist von 1937. Dieser Film ist ein Exempel für die Fokussierung auf ein einziges Attribut der Frau: die Schönheit. Und natürlich kann diese Schönheit nur existieren, wenn die Frau dünn und jung ist. Auf andere Charakterzüge wie Bildung und Intelligenz des weiblichen Geschlechts wird hierbei gar nicht eingegangen. Zudem ist der Film das perfekte Beispiel für den Hass zwischen den Frauen, der natürlich entstehen muss. Die böse Stiefmutter, die bösen Stiefschwestern, Feen oder Hexen sind die Inkarnation von Neid und Bösartigkeit.  Und diese Inkarnation muss von einer Frau dargestellt werden. Jetzt aber mal ein anderer Film, der dieses Frauenbild auch sehr gut unterstreicht (auch bei Schneewittchen zu finden): Dornröschen. Das schwache weibliche Geschlecht kann nur von einem Mann gerettet werden.  Durch den (ersten, und natürlich magischen) Kuss wird sie aus ihrem Schlaf erweckt und gerettet. Dieser Kuss ist von ihrer wahren Liebe, die frau sofort heiraten will. Ähm… ja. So funktioniert eine gesunde Beziehung… nicht. Er will sie nur wegen ihrem Aussehen heiraten und weil sie so hilflos ist, von ihm gerettet wird, ist es die wahre Liebe. Dinge wie sich kennenlernen, diskutieren, streiten und so weiter werden natürlich überbewertet. Dies ist leider kein Einzelfall bei den Disney-Filmen.

In Cinderella ist das Schema deutlich: Geschminkt und hergerichtet erkennt der Prinz sie, in Lumpen und mit Asche im Gesicht ist dies nicht möglich. Das ist ein Vorbild für Frauen, ungeschminkt kann man nicht so hübsch sein wie geschminkt und hergerichtet. Und jetzt mal ernsthaft: wie kann nur ihr der Schuh perfekt passen in diesem ganzen Königreich? Arielle (1989) schafft es zwar eine eigene Meinung zu haben und sich gegen ihren Vater zu stellen (kurzer Hoffnungsmoment), aber dann schockierend: damit sie mit einem Mann sein kann (Liebe auf den ersten Blick), gibt sie diese Stärke auf. Sie verändert sich für einen Mann, da sie glaubt, dass sie auf ihre natürliche Art nicht gut genug für ihn ist.

Disney hat sich aber gewandelt. Schritt für Schritt gibt es auch Filme, die starke Frauenbilder darstellen. Auch wenn der Titel „Die Schöne und das Biest“ sich wieder auf das Äußere bezieht, schafft es dieser Film von 1991 eine neue Richtung einzuschlagen. Natürlich wird Belle als dünne, schöne junge Frau dargestellt; jedoch geben sie ihr ein neues Attribut: Intelligenz. Auch wenn sie im Dorf als komisch angesehen wird, ist sie um einiges stärker als die Prinzessinnen vor ihr: 1. Sie nimmt nicht gleich den ersten Mann Gaston, der sich an sie ranmacht, aber nicht mit ihrer Intelligenz zurechtkommt. 2. Sie gibt dem Biest eine Chance und wow – sie redet auch mit ihm. Es gibt auch die Szene, in der er sie vor den Wölfen rettet – aber ich meine, dass ist eine Lebensrettung. Leider schaffen sie es nicht vollkommen durchzuziehen, weil schlussendlich das Biest natürlich nur ein verwunschener attraktiver Prinz sein kann. Es ist aber ein guter Schritt, um zu zeigen, dass das Innere wichtig ist für eine Beziehung. Diesen Weg hat Disney dann versucht, weiterhin zu nehmen.

Eine Prinzessin, die eine eigene Meinung und Selbstbestimmung geprägt hat, ist Jasmin von Aladdin. Trotz des Wunschs des Vaters einer Zwangsheirat lehnt sie die Bewerber ab. Auf der einen Seite schafft sie das Reich von ihrem Vater zu übernehmen und somit das Recht zu ändern. Auf der anderen Seite kann sie den Mann nach längerem Kennenlernen aus Liebe heiraten. Ein Film, der noch einmal das Thema Zwangsheirat annimmt, ist Merida. Und hell yeah! Das ist eine Prinzessin nach feministischem Geschmack. Sie hat eine eigene Meinung und als es einen Wettbewerb um ihre Hand gibt, spricht sie sich nicht nur dagegen aus. Sie nimmt ihren Bogen und ist Teil ihres Wettbewerbs. Und da wir immer noch bei Disney sind: sie gewinnt und somit auch ihre Freiheit.

Welche Filme haben mein feministisches Herz noch höherschlagen lassen?

2010 kommt der Film „Rapunzel-neu verföhnt“ heraus. Auch wenn die alte Geschichte dieser Prinzessin in die Kategorie der sexistischen Stories passt, ist dieser Film überraschend. Sie lässt sich nicht einfach von einem Blick des Mannes verführen, sondern nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand und muss nicht von dem Mann gerettet werden, weil sie ganz einfach singt: „I’ve got a dream!“. Sie verteidigt sich selbst, verführt die Räuber nicht durch ihr Aussehen, sondern weil sie sich für deren Träume interessiert.

„Küss den Frosch“ war 2009 ein Film von Disney, der die Geschichte schrieb, da Tiana die erste afro-amerikanische Prinzessin zeigt (Ja, krass, so spät). Sie träumt davon ihr eigenes Geschäft zu eröffnen, und zwar ohne Hilfe eines Mannes. Sie stellt eine selbstständige, starke Frau dar, die ihre Prinzipien hat. Sie nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand und erfüllt sich ihren Traum. Auch wenn sich Disney bessert, sieht man einen roten Faden: eine Frau braucht immer einen Mann. Aber auch dieses falsche Bild versuchen sie zu ändern.

In „Frozen“ schaffen sie aber endliche eine Prinzessin, die ohne eine Romanze auskommt. Elsa. (Yeaaaah!). Und sie sieht sogar, dass es komisch ist, dass ihre Schwester Anna einen Mann heiraten will, den sie seit gefühlt 1 Stunde kennt. Durch den Song „Let it go“ hat sie auch noch eine starke Botschaft an alle Frauen: Sei du selbst! Sie zeigen eine weibliche Hauptrolle, die man klar und deutlich als feministisch benennen kann.

Du willst noch mehr feministische Filme? Dann betrachte doch das Häschen bei Zoomania nicht nur als Häschen, sondern als Frau (sonst ist er auch sehr gesellschaftskritisch). Sieh dir die starken Frauen Moana oder Pocahontas aus dem gleichnamigen Filmen an. Auch wenn der Film „Hercules“ sich um den Halbgott Hercules dreht, Megara ist eine eigenständige Frau. Ein Film, der bereits vor über 20 Jahren (1998) eine starke Frau zeigt, ist Mulan. Ich muss sagen, ganz persönlich, mein Lieblingsdisneyfilm. Sie hinterfragt ihre Geschlechterrollen und kritisiert die Ansichten der Männer, was sie sich in ihrer Frau wünschen.  Am Anfang des Filmes soll sie sich in das Schema der Frau in ihrer Kultur zwängen, doch schlussendlich übertrifft sie der Erwartungen der Gesellschaft.

Nun aber: Spieglein, Spieglein an der Wand! Wer ist die Feministin im ganzen Land?

Ich glaube, dass kann man nicht genau sagen. Pluspunkt ist, dass sich Disney gewandelt hat. Es hat zwar lange gedauert, aber sie gehen in eine gute Richtung. Mein Text soll jetzt nicht bedeuten, dass man die sexistischen Filme nicht mehr anschauen darf. Man sollte sie jedoch mit Bedacht und Kopf eingeschaltet anschauen. Disney ist für viele wie für mich mit der Kindheit und schönen Erinnerungen verbunden. Nicht nur die Geschichten, sondern auch die Musik und Lieder sind Meisterwerke. Doch wie vieles in unser jetzigen Gesellschaft, haben die Disneyfilme Verfilmungen, die man mit Vorsicht genießen sollte.

Auch wenn sie sich bessern, gibt es noch viele Punkte, die man kritisch betrachten muss. Fragt euch doch bei dem nächsten Filmeabend:

Habe ich schon eine Prinzessin gesehen, die nicht einen Körper wie eine sehr schmale Sanduhr hat? Habe ich schon ein homosexuelles Paar gesehen? Welche Attribute werden den Männern (fast) immer zugeschrieben?

Nun ist es endlich soweit: Die Bundesregierung hat es endlich geschafft das Thema der „Konversionstherapie“ für Menschen einer nicht-heteronormativ-sexuellen Identität auf die Tagesordnung zu setzen. Mit einem halbherzigen Verbots-Entwurf.

Bis heute existiert innerhalb der Psychotherapie die Annahme, dass Homo- wie Transsexualität heilbar wäre. Dabei verfolgen die sogenannten Reparativ- oder Konversionstherapien das Ziel, die jeweilige sexuelle Neigung abzulegen und damit ein ach so wunderbar heterosexuelles Potential zu entfalten. Wie wir alle wissen sind es vor allem religiöse Gruppen, die Homosexualität weiterhin als Krankheit und Sünde verstehen und sich gleichzeitig einen darauf runterholen: Im Buch der absoluten Wahrheit – der Bibel – wird dabei Homosexualität nicht nur als Sünde, sondern sogar als Todsünde beschrieben. Das scheint für viele weiterhin Grund genug zu sein Homosexualität als etwas Unnatürliches und Widerliches anzusehen. Die wohl für jede betroffene Person amüsanteste Stelle im bereits von mir verherrlichten Werk ist folgende (Wer sich dazu berufen fühlt diese nicht nur widerliche Position persönlich zu lesen: 3. Buch Mose, 20,12!):

„Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Gräuel ist, und sollen beide des Todes sterben; Blutschuld lastet auf ihnen.“

Ich muss zugeben: Mir selbst lief es ziemlich kalt den Rücken hinunter, während ich diese Stelle gelesen habe. Aber nicht, weil ich es in der Bibel gelesen habe, sondern weil genau solche Positionen bis heute von Menschen öffentlich vertreten werden und mit aller Gewalt versucht wird mithilfe von Therapien diese Menschen von der Absolutheit der heterosexuellen Norm zu überzeugen. In ihren Augen ist eine andere sexuelle Identität ein klares Zeichen von Schwäche und sei nur auf eine schwierige Kindheit sowie ein gestörtes Verhältnis zum Vater zurückzuführen. Im Rahmen einer Undercover-Reportage des Westdeutschen Rundfunks wurde dabei der Ablauf einer möglichen Therapie umfassend aufgedeckt: So wird beispielsweise im Rahmen einer Vergangenheitsbewältigungstherapie versucht, Möglichkeiten der Aufarbeitung der eigenen Kindheit zu finden. Im weiteren Schritt solle nun möglichst viel Zeit investiert werden um mit möglichst männlichen Männern in Kontakt zu treten und männliche Arbeiten zu erledigen. Zum mehr oder wohl eher weniger krönenden Abschluss gilt es nun Frauen zu treffen und mit ihnen Geschlechtsverkehr zu haben. Zeitgleich werden diese kruden Therapien noch religiös begleitet, da Homosexualität ja schließlich nicht von Gott gewollt sei und lediglich eine psychologische Fehlentwicklung darstelle. Von zusätzlichen anderen Späßen wie unter anderem Dämonenaustreibungen will ich gar nicht erst reden.

Dass diese widerlichen Versuche der Umpolung mehr Schaden anrichten als helfen, dürfte allen klar sein: Den Betroffenen werden Schuld, Selbsthass und Scham indoktriniert, zahlreiche Therapierte fallen danach schließlich noch tiefer und treiben sich selbst in den Suizid. Seit sehr langer Zeit wird sowohl national wie international vonseiten wissenschaftlicher und medizinischer Verbände auf diese Praktiken hingewiesen und was passiert bei uns? In Deutschland findet es nach wie vor statt: Ohne Verbote, ohne Probleme. Bis jetzt?

Am 17. Mai 2019 beschäftigte sich bereits der Bundesrat mit dieser Thematik und setzte mit seinem Beschluss ein deutliches Zeichen: Nach dessen Auffassung sollten „geeignete gesetzliche Regelungen getroffen werden, die „Konversionstherapien“ [zu] verbieten. Zu diesem Zweck sollte zum Schutz Minderjähriger ein gesetzliches Verbot in Form einer Ordnungswidrigkeit festgeschrieben werden.“[1] Eine weitere Betonung liegt darüber hinaus „in besonderer Weise“[2] auf dem Schutz Minderjähriger vor diesen Praktiken.

Ich muss zugeben, für mich ganz persönlich war dieser Beschluss ein absoluter Lichtblick. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem das Bundesgesundheitsministerium mit einem Referent*innenentwurf für ein neues Gesetz dazu veröffentlicht wurde. Statt den Bundesratsbeschluss weitergehender auszuarbeiten, wurden nur kleinste Schritte des konservativ geführten Ressorts gemacht: So sollen diese Konversionstherapien nach außen hin zwar verboten werden, de facto wird das aber durch die geplanten Ausnahmeregelungen gar nicht möglich sein:

„§2

Verbot der Durchführung von Behandlungen

(1) Es ist untersagt, Behandlungen im Sinne von § 1 Absatz 1

  1. an einer Person unter 18 Jahren durchzuführen oder
  2. an einer Person durchzuführen, deren Einwilligung zur Durchführung der Behandlung unter einem Willensmangel leidet.

(2) Das Verbot nach Absatz 1, Nummer 1 gilt nicht, sofern die Behandlung an einer Person mit vollendetem 16. Lebensjahr durchgeführt wird, die über die erforderliche Einsichtsfähigkeit in die Bedeutung und Tragweite der Entscheidung verfügt.“

Der vorliegende Entwurf sieht dabei unter §2 eine Ausnahmeregelung vor, die ganz klar ein „Weiter so“ der Konversionstherapie und nicht das schlicht notwendige Verbot dieser Machenschaften bedeutet. Dabei werden Minderjährige nicht ansatzweise geschützt, sondern werden weiterhin die kruden Machenschaften unter dem Argument der „Einsichtsfähigkeit in die Bedeutung und Tragweite der Entscheidung“ erfahren müssen. Der Gesetzentwurf in seiner jetzigen Form muss dringend verschärft werden: Wir brauchen kein anteiliges Verbot mit Sonderregelungen, wir brauchen die gänzliche Austrocknung dieses widerlichen Systems.

Dieses geplante Gesetz von Gesundheitsminister Spahn passt mal wieder in das wunderbar konservative Weltbild und zeigt nur eins: Der Kampf gegen die widerlichen Machenschaften der Konversionsversuche beginnt jetzt erst recht! Queer-Sein ist keine Krankheit. Queer-Sein ist das Leben!

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[1] Vgl. https://www.bundesrat.de/SharedDocs/drucksachen/2019/0101-0200/161-19(B).pdf?__blob=publicationFile&v=1

[2] Ebd. Ziffer 6 G

In vielen Kommunen in Bayern ist derzeit ein Thema beherrschend- die Aufstellung für die Kommunalwahlen nächstes Jahr. Nachdem unsere Partei in den letzten Wahlen keine großen Erfolge feiern konnte, stellt sich die Frage, wie bei den Kommunalwahlen dieser Trend umgekehrt werden kann.

Es ist an der Zeit, dass die Wahllisten die Vielfalt in unsere Partei abbilden. Die Analysen des Wahlverhaltens nach der letzten Europawahl haben es wieder einmal in aller Deutlichkeit gezeigt- der SPD gelingt es nicht mehr, junge Menschen zu überzeugen. In der Altersgruppe der unter 25 Jährigen setzten nur noch 8 % der Wähler*innen ihr Kreuzchen bei unsere Partei.

Ein Hauptgrund für dieses desolate Ergebnis ist natürlich unser derzeitiges Unvermögen, unsere Inhalte und Positionierungen den Wähler*innen näher zu bringen.
Daneben ist es jedoch unverkennbar, dass sich gerade junge Wähler*innen sich von der SPD einfach nicht mehr vertreten fühlen. Bei einem Blick auf die Entwürfe für die die Listen zur Kommunalwahl, die derzeit in manchen Kommunen zirkulieren, überrascht das nicht. Bei einem Altersdurchschnitt von gefühlt knapp über 60 Jahren ist es nachvollziehbar, dass viele Wähler*innen es nicht als die Kernkompetenz der SPD ansehen, die Interessen gerade junger Bürger*innen zu vertreten.

Dieser Schluss ist jedoch nicht unbedingt zutreffend. In unsere Partei gibt es viele, gerade auch ältere Mitglieder, die immer offen für die Ideen und Anregungen von uns Jusos sind und durchaus bereit sind, diese in der täglichen Politik umzusetzen. Hier möchte ich besonders auf die interessante Zusammenarbeit zwischen Jusos und der AG 60 + verweisen.

Wie können wir diese generationenübergreifende Zusammenarbeit besser nach außen kommunizieren?

Unerlässlich ist es dabei, die Vielfalt der Gesellschaft und unsere Partei auch auf unseren Wahllisten abzubilden. Gerade jetzt, wo wir uns hier in Bayern auf die Kommunalwahlen nächstes Jahr vorbereiten.

Um junge Menschen wieder anzusprechen, ist es jedoch nicht ausreichen, eine oder einen Juso auf Platz 15 der Liste zu setzen. Zum einen deckt die Juso-Mitgliedschaft eine Altersspanne zwischen 14 und 35 Jahren, ab. Auch diese Vielfalt in Lebensrealitäten und Erfahrungen müssen sich in den Listen wiederfinden. Zum anderen muss unseren Vertreter*innen auch die Möglichkeit gegeben werden, auf aussichtsreichen Positionen zu kandidieren. Nur auf diese Weise kann plausible gezeigt werden, dass die SPD auch die Interessen dieser Generation angemessen vertritt.

Daneben gilt es natürlich auch anderen, bis jetzt noch unterrepräsentierten Gruppen auf den Listen angemessen vertreten werden. Dies gilt insbesondere auch für Frauen*, Menschen mit Migrationshintergrund, Arbeiter*innen und all die anderen Menschen, die in ihrer Pluralität die SPD zu einer wahren Volkspartei machen.

„Die Welt dreht durch mit dem Gender-Wahn“

Zu oft wird diese unschöne Aussage gepostet und gesagt. Vor allem durch die jetzigen Aufkommnisse des generischen Maskulinum . Der Bundesgerichthof entscheidet, dass `Kunde` für jeden Menschen ansprechend sein muss. Es gilt nicht als Diskriminierung.“ Seit 2000 Jahren werden nur die Männer angesprochen und es kam kein Problem damit auf.“Dieses Argument “ Alles bleibt so wie es ist“ hat bei mir und bei vielen Anderen noch nie gezogen. Wenn sich seit 2000 Jahren nichts geändert hätte, dann sollte Homesexualität oder Bi gar kein Problem sein, denn im römischen Reich war es egal, ob mit Mann oder Frau geschlafen wurde. Da wurde öffentlich über Sex geredet. Heute ist es oft wieder eine großes Tabuthema. Natürlich hat sich aber in anderen Bereichen sich für Frauen* auch viel verbessert. Wir dürfen in Deutschland seit 100. Jahren wählen, den Führerschein machen und studieren. Also bitte, liebe Leute, nur weil es seit 2000. Jahren so ist, heißt es nicht, dass es gut so ist.

Ein weiteres Argument waren die Kosten für die Banken, die weibliche Benennung hinzuzufügen. Klar, viele Menschen fühlen sich nicht angesprochen einzig durch die männliche Form und dadurch ausgeschlossen, aber das Geld regiert ja die Welt. Wir wollen natürlich nicht, dass Banken, die Milliarden Überschuss haben, auch noch Geld für Gleichberechtigung ausgeben müssen (ACHTUNG: Ironie).

Ich persönlich nutze Gendersprache. Ich möchte damit jeden ansprechen: Männer, Frauen und andere Geschlechter.Ich nutze, wenn möglich, die neutrale Form wie Studierende oder die Form mit Sternchen wie Arbeiter*innen, wobei ich bei dem Stern die Vielfätigkeit der Geschlechter ausdrücken will.

Ich selbst fühle mich als Kunde nicht angesprochen. Ich bin eine Kundin. Genauso wie ich eine Studentin, Tänzerin, Mitarbeiterin und alles andere bin. Mich gibt es nicht ohne in.

Die Sprache wandelt sich seit Jahrhunderten. Ich möchte, dass sie sich jetzt wieder verändert. Es ist nur ein kleines Puzzleteil für die Gleichberechtigung, aber ein Schritt, der begangen werden muss. Denn wir wollen endlich vollkommene Gleichheit.

Damit wird unsere Sprache keineswegs ungenauer. Sie wird viel präziser. Wir inkludieren jedes Geschlecht. Ich persönlich habe einen beidgeschlechtigen Namen, wobei Kim oft als männlich angesehen wird. Ich bekomme viel mehr Briefe und E-Mails mit Herrn Kim als mit Frau als Anrede. Sobald die Personen es durch meinen Mittelnamen erkennen, entschuldigen sie sich tausend Male und ich hatte auch schon den Fall, dass ich Schokolade bekam. In diesem Moment empfinden es viele als schlimm, aber bei Kunde oder Student soll ich es als selbstverständlich nehmen? Ich soll mich doch einfach angesprochen fühlen als Frau. Danke, dass Menschen entscheiden, wie wir uns als Frauen* fühlen sollen. So funktioniert dies aber leider nicht.

Marlies Krämer, ich kann nicht mehr sagen als danke. Danke, dass du für uns und mit uns kämpfst. Ich hoffe, dass das Bundesverfassungsgericht Kunde ohne Kundin als Diskrimnierung auffasst und somit nach der Anerkennung des dritten Geschlechts einen weiteren Schritt zur rechtlichen Gleichheit gehen wird.

Bis aber die vollkomme Gleichberechtigung und öffentliche Akzeptanz aller Geschlechter durchgesetzt ist, sind noch viele kleine und große Schrauben zu drehen; aber wir bleiben laut. Feminist*innen müssen die Mehrheit werden!

 

 

Über die Gründe der sinkenden Wahlerfolge sowohl der deutschen als auch der internationalen Sozialdemokratie wurde in den letzten Jahren viel diskutiert. Von den Agenda Gesetzen über eine Mangelhafte Kommunikation der politischen Erfolge bis hin zu den Herausforderungen der Globalisierung, auf die die SPD keine Antwort wüsste, wird eine große Palette an möglichen Ursachen genannt.
Ein Aspekt sticht dabei besonders heraus, auf den sich Kritiker*innen sowohl innerhalb als auch außerhalb unserer Partei schnell einigen können. Die SPD solle endlich aufhören mit dieser Minderheitenpolitik und wieder echte linke Politik für die einfachen Arbeiter*innen in unserem Land machen (Im Originalton dann aber eher ohne gegenderte Schreibweise, da auch das zu der häufig kritisierten Identitätspolitik gehören dürfte). Die Wähler*innen würden diese Politik nicht verstehen, sie hätte keinen Einfluss auf deren Lebensrealität und würden Fortschritte auf diesem Gebiet nicht honorieren.

Versteht mich nicht falsch, auch ich bin der Meinung, dass die SPD sich wieder vermehrt der Bedürfnisse der Arbeitnehmer*innen annehmen sollte. Gerade im Bereich des Arbeitsrechts und der Arbeitsmarktpolitik gibt es Bereiche, die dringend reformiert werden müssen. Hier seien exemplarisch nur befristete Arbeitsverträge und das unsägliche System der Leiharbeit genannt.
Für mich steht ein Engagement in diesem Bereich aber in keinem Gegensatz zu den Bemühungen, die Diskriminierungen in anderen Lebensbereichen abzubauen. Vielmehr wird durch diese Behauptung, ein künstlicher Gegensatz aufgebaut, der einer genaueren Betrachtung nicht standhält.
Zum einen geht er von einem sehr eindimensionalen Menschenbild aus. Ein Mensch, eine Wählerin oder ein Wähler kann immer nur entweder einfacher Arbeiter oder einfache Arbeiterin sein und daher von einer arbeitnehmer*innenfreundlichen Politik profitieren. Oder er oder sie ist Akademiker*inn, setzt sich für Minderheitenrechte ein und versucht die Umwelt im Bereich des Möglichen zu schonen. In der Realität lassen sich die allermeisten Menschen aber nicht starr in diese Kategorien einordnen, sondern vereinen viele Merkmale in sich. Auch ein 50 jähriger Arbeiter kann homosexuell sein oder hat eine transsexuelle Tochter, deren gesellschaftliche Diskriminierung er verhindern möchte. Auch ein 25 jähriger studierter Berliner Hipster ist froh, wenn er nicht als Scheinselbstständiger in einem Start UP ausgebeutet wird und stattdessen Lohnfortzahlung im Krankheitsfall erhält.
Besonders deutlich wird diese Untrennbarkeit von Arbeiter*inneneigenschaft und Zugehörigkeit zu einer besonders zu schützenden Minderheit aber am Beispiel der Frauen. Viele Dinge die wir heute als Selbstverständliche arbeitsrechtliche Regelungen empfinden, hätte man bei ihrer Einführung als unnütze Minderheitenpolitik abtun können. So z.B. das grundsätzliche Verbot auf Grund des AGG, im Bewerbungsprozess nach einer Schwangerschaft zu fragen. Dieses Verbot nützt der Mehrheit der arbeitenden Männer nicht, sondern nur der Minderheit der arbeitenden Frauen.
Zum anderen wird durch die obengenannte These auf eine gefährliche Weise versucht, verschiedene Bevölkerungsgruppen gegeneinander auszuspielen. Es wird suggeriert, dass politische Kapazitäten nur begrenzt zur Verfügung stünden und sich daher entschieden werden müsste, wessen Interessen vorrangig zu schützen wären. Was bei kostenintensiven Maßnahmen noch einen Rest an seriöser Argumentation darstellt wird bei einem reinen Abbau von diskriminierenden Regelungen vollends zum durchschaubaren Manöver. Anstatt an einer gerechteren Welt für alle Menschen zu arbeiten wird einem Teil der Bevölkerung, der sowieso schon unter alltäglicher Diskriminierung zu leiden hat, die Schuld für die teilweise prekären Lebensbedingungen der arbeitenden Bevölkerung zugeschoben.

Dass bei ausreichendem politischem Willen Verbesserungen in ganz verschiedenen Bereichen möglich sind zeigt gerade der Blick in die letzte Legislaturperiode. Bei aller berechtigten Kritik an der großen Koalition konnten doch mit dem Mindestlohn und der Ehe für alle doch sowohl die Arbeitnehmer*innenrechte gestärkt werden, als auch die Diskriminierung von Homosexuellen Paaren reduziert werden.
Und zum Schluss noch eine Anmerkung zu dem Vorwurf die SPD müsse durch die Abkehr von einer aktiven Minderheitenpolitik zurück zu ihren Wurzeln gelangen. Zu den Teilen unserer Parteigeschichte auf die wir zu Recht alle Stolz sind gehört der letztendlich erfolgreiche Kampf für das Frauenwahlrecht schon Ende des 19. Jahrhunderts. Daher lasst uns eine Woche vor dem 8 März, dem Welt Frauenkampftag, daran erinnern, dass der Kampf gegen Diskriminierung und für Emanzipation ebenso zur DNA unsere Partei gehört, wie der Einsatz für Arbeiter*innenrechte.

Vor circa drei Monaten habe ich die Entscheidung getroffen, mich politisch zu engagieren und der SPD und den Jusos beizutreten. Viele haben mich gefragt, wieso ich diesen Schritt gegangen bin und was ich „da“ überhaupt will? Ausschlaggebend waren besonders die Erlebnisse und Erfahrungen, die ich im Rahmen meines Studiums der sozialen Arbeit und meines damit verbundenen Praktikums gemacht habe. Mein viertes Semester umfasste nämlich ein Praktikum im Bereich der Schulsozialarbeit an einer Mittelschule. Dort war ich unter anderem in der Betreuung tätig und zentrale Ansprechpartnerin für viele junge Menschen und deren Eltern. Im Laufe der Zeit wurde mir immer mehr bewusst unter welchem Druck viele der Kinder stehen und wie sich die gesellschaftlichen Ungleichheiten auf sie und ihr Leben auswirken. Beispielsweise haben viele der Jugendlichen kaum Motivation einen guten Schulabschluss zu erreichen, da ihnen vermittelt wird, dass man mit einem Mittelschulabschluss im Leben eh nichts erreichen kann. Die Kinder leiden sehr darunter, dass ihnen durch unser abstufendes Schulsystem vermittelt wird, sie wären schlechter als andere und in der untersten Stufe der Gesellschaft. Unser Bildungssystem bietet eben nicht die gleichen Chancen für jedes Kind, da Kinder, die sich dafür schämen müssen eine Mittelschule zu besuchen, für mich nicht die gleichen Chancen haben, wie Schüler:innen eines Gymnasiums. Sie haben durch ihren von der Gesellschaft als schlecht befundenen Mittelschulabschluss eben nicht die Möglichkeit sich ihren Beruf frei auszuwählen, wie es immer heißt.  Die meisten der Schüler:innen waren froh, dass sie überhaupt mit einem qualifizierenden Mittelschulabschluss für eine Ausbildung zugelassen wurden und das zeugt für mich nicht von einem auf Chancengleichheit beruhendem Bildungssystem. Genauso wenig wie die zahlreichen Formen von Förderschulen. Einige der Grundschulkinder in meinem Praktikum, welche zusätzliche Förderung benötigten, wurden schnell an die ortsnahe Förderschule übermittelt, da an der sogenannten Regelschule nicht die Kapazität bestand, dem Kind die benötigte Unterstützung zu geben. Die Lehrer:innen oder auch Pädagog:innen begründeten ihre Entscheidung immer gleich: Es ist besser für das Kind, wenn es speziell gefördert wird. Dieser Aussage kann ich auch nicht widersprechen, jedoch müssen sie dafür nicht getrennt von den anderen Kindern sein. Weiterhin führt diese Entscheidung oftmals dazu, dass das Kind womöglich nicht mehr die Möglichkeit hat überhaupt einen Schulabschluss zu erreichen, da über ¾ der Schüler:innen der Förderschule ohne Schulabschluss die Schule verlassen und somit in unserer Gesellschaft nur selten die Chancen haben sich einzubringen. Auch das hat für mich nichts mit Chancengleichheit zu tun und brachte mich immer mehr dazu etwas ändern zu wollen. Die Jusos fordern hier ein einheitliches Schulsystem für alle Schüler:innen, was meiner Meinung nach die aufgezählten Probleme verhindern kann.

Zudem begann ich je älter ich wurde immer mehr die Ungleichheiten zwischen Mann und Frau und die bestehenden Geschlechterzuschreibungen zu spüren. Noch immer verdienen Frauen weniger als Männern, noch immer sind fast ausschließlich Frauen in der durch den Kapitalismus stark vernachlässigten Care-Arbeit zuständig und noch immer werden Frauen sexualisiert und zu Objekten gemacht. Auch mein Berufsfeld, welches der Fürsorgearbeit angehört, wird verhältnismäßig schlecht bezahlt und auch hier sind hauptsächlich Frauen tätig. Für mich muss besonders in diesem Bereich noch viel verändert werden und dazu möchte ich beitragen. Die Jusos setzen sich stark für junge Frauen ein und bekennen sich als feministischen Richtungsverband, dessen Werte ich ebenso vertrete.

Was mich jedoch endgültig zu dem Entschluss gebracht hat, den Jusos beizutreten, war die Tatsache, dass sich die SPD für die Ehe für alle eingesetzt und im Bundestag für eine Abstimmung plädiert hat. Zudem waren alle der Abstimmenden der SPD für die Einführung und trugen somit zu einem wichtigen Schritt in Richtung Chancengleichheit und vor allem Demokratie bei.

Ich finde es grundsätzlich wichtig sich für mehr Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft einzusetzen. Wir sollten daher unsere Stimme als junge Menschen nutzen, da wir Einfluss auf die Gesellschaft nehmen können, in der wir aufwachsen, altern und in Zukunft leben wollen.

Seit dem desaströsen Ergebnis der SPD bei der Bundestagswahl im September werden die Rufe nach einer neuen, weiblicheren, jüngeren Partei immer lauter. Während die Parteispitze deshalb durch ganz Deutschland tingelt, um sich die Meinungen von Basis- oder Nichtmitgliedern anzuhören, um dann trotzdem fragwürdige Personalentscheidungen zu fällen, machen die Bundesjusos Nägel mit Köpfen. In einem Positionspapier fordern sie unter anderem einen festen und vor allem stimmberechtigten Juso-Platz in den geschäftsführenden Gremien und Präsidien. Es ist klar, dass es für diese Forderungen auch personelle Vorschläge geben muss, und genau diesen bringen wir auch: Mit der scheidenden Bundesvorsitzenden Johanna Uekermann haben wir eine hochtalentierte junge Frau am Start, die die Interessen unserer Generation nicht nur vertreten, sondern auch innerparteilich durchsetzen kann, und den politischen Betrieb dank ihrer langjährigen Erfahrung gut kennt – und zufälligerweise aus dem wunderbaren Niederbayern kommt. Ihre klare linke Linie mag vielen Genoss*innen manches Mal ein Dorn im Auge sein, aber weder können ihr Kompetenz, noch Erfahrung abgesprochen werden.

Wer ein gutes Nervenkostüm hat, dem*r sei der Post der Jusos auf ihrer Facebookseite ans Herz gelegt. Die Kommentare darunter zeigen wieder einmal den in dieser Partei noch immer verankerten Sexismus. Während es kommentarlos oder sogar hocherfreut hingenommen wird, wenn ein Posten nach dem anderen mit einem weißen männlichen niedersächsischem Seeheimer nach dem anderen besetzt wird, ist eine einzige junge Frau im Parteivorstand scheinbar schon zu viel des Guten. Wann werden die Positionen endlich nach Kompetenz besetzt? wird dort gefragt, und was zur Hölle soll diese junge Dame dazu befähigen, im Parteivorstand stimmberechtigt mitentscheiden zu dürfen? Wo soll das denn hinführen, wenn da plötzlich junge Frauen die männlichen Strukturen aufbrechen und vielleicht sogar dafür sorgen, dass diese Partei wieder Wahlen gewinnen kann? Und was fällt diesen Jusos eigentlich ein, etwas einzufordern, nachdem sie acht Wochen lang bei Wind und Wetter Plakate geklebt, Infostände betreut, und nächtelangen Kneipenwahlkampf gemacht haben?

An einem Punkt haben diese „Kritiker*innen“ vermutlich recht: Die Ämter dieser Partei sollten nach Fähigkeiten und Inhalten besetzt werden. Die Frauenquote ist schließlich eine der wenigen Regelungen, die darauf abzielt, sich selbst abzuschaffen. An diesem Punkt sind wir aber noch lange nicht – offensichtlich. Solange ausschließlich Frauen auf herablassende Weise als Dame bezeichnet werden (und nein, ihr meint das nicht respektvoll, egal wie sehr ihr euch herausreden wollt) und nur bei ihnen davon ausgegangen wird, dass sie inkompetent seien, während jede männliche Besetzung vollkommen in Ordnung ist, sind wir von der Abschaffung der Quote Lichtjahre entfernt. Nur mal so zur Info: Dass Lars Klingbeil seinen politischen Schwerpunkt auf die Zukunftsthemen Netzpolitik und Digitalisierung gelegt hat, ist für die meisten völlig ausreichend, um über die ständige Reproduktion der alten Strukturen (und deren Außenwirkung) hinwegzusehen und die eigenen Forderungen und Vorhaben über Bord zu werfen. Andererseits lassen vier Jahre Juso-Bundesvorsitz, etliche Jahre im Bezirks- und Landesvorstand, hervorragende inhaltliche Arbeit für Schüler*innen, Auszubildende und Studierende und dabei insbesondere für Frauen, die Vernetzung von Funktionär*innen auf Kreis- und Unterbezirksebene oder die erste professionalisierte Jugendwahlkampagne scheinbar nicht auf Kompetenz schließen. Eure scheinheiligen sexistischen kackbeschissenen Double Standards kotzen mich an.

Ein weiterer Kritikpunkt ist außerdem kurz zu nennen: Woran bemisst sich denn diese angeblich bei Frauen grundsätzlich nicht vorhandene Kompetenz? Nach dem männlichen Bauchgefühl? Aufnahmeprüfungen?

Ein ganz besonders „traumschönes“ Argument durfte ich mir übrigens von einem Genossen anhören, dessen Zugehörigkeit zu einer bestimmten Strömung in dieser Partei ich mit keinem Wort als angedeutet verstanden haben möchte. Laut diesem (alten weißen) Mann ist die Frauen- bzw. Geschlechterquote unfair, schließlich seien nur um die 30 Prozent der Parteimitglieder weiblich, ergo dürfen Frauen auch nur auf maximal 30 Prozent der Ämter Anspruch erheben.

 

 

 

 

 

Oh, Entschuldigung. Leider konnte ich nicht weiterschreiben, da mein Facepalm beide Hände in Anspruch genommen hat. Diese „Logik“ dürfte unter den Top 3 der dümmsten Dinge sein, die ich dieses Jahr gehört hab – und das, obwohl Donald Trump der Präsident der USA ist und ziemlich oft ziemlich dumme Sachen sagt. Es ist kein Geheimnis, dass die Gruppe der Frauen, die statistisch gesehen meist sozialere Ansichten haben als Männer, die vielversprechendste Wähler*innengruppe für die SPD ist. Trotzdem erreichen wir sie nicht. Im Wahllokal selbst entscheiden sich am Ende viele für die Union, statt für die SPD – schlicht und ergreifend, weil bei der Union eine Frau an der Spitze steht und der Gesamteindruck dadurch weiblicher ist (bei der U-NI-ON!). Auch ich habe Freundinnen, die mit der SPD nichts anfangen können, und trotzdem sagen, dass sie bei der nächsten Wahl in erster Linie nach Geschlecht wählen werden, um einen weiteren testosteronüberladenen Herren an einem Tisch neben Männern wie Trump oder Putin zu verhindern – egal, ob die Kandidatin für die SPD oder die Union antritt.

(Newsflash: Das ist kein Sexismus. Sexismus beinhaltet Machtgefälle, die von Frau zu Mann schlicht nicht existieren. Es ist also höchstens eine Beleidigung. Genau genommen nicht einmal das, wenn man das Thema dieses Beitrags bedenkt.)

Durch das ständige Auftreten als Altherrenpartei arbeiten wir also aktiv gegen einen Wahlsieg. Das muss man als angebliche Volkspartei erst einmal schaffen. Natürlich könnte man sich bei der Besetzung von Ämtern auch an der Zusammensetzung der Gesellschaft orientieren, statt an den sich selbst fütternden Mitgliederstatistiken. Vermutlich würde aber bei über 50% weiblich besetzter Ämter manch ein Mann aufgrund des drohenden Verlusts seiner Privilegien zusammenbrechen. Gleiches gilt scheinbar auch, wenn es darum geht, Forderungen nach einer weiblicheren und jüngeren Partei durchzusetzen. Leider hält sich mein Mitleid dafür in Grenzen, was mir hoffentlich verziehen sei.

Abschließend ein paar versöhnliche Worte. Glückwunsch an Frank-Walter, Thomas, Hubertus, Martin und vorab auch an Lars für eure tollen Ämter! Ach ja und an Andrea, natürlich. Wobei – ist die überhaupt kompetent genug für den Fraktionsvorsitz?

 

 

Mehr Infos zum Positionspapier der Jusos findet ihr unter https://www.jusos.de/spderneuern/

Selten wurden Frauen* in der Film- und Fernsehwelt so emotional diskutiert, wie diese Woche.
Es begann mit der Veröffentlichung einer Studie zum Thema „audiovisuelle Diversität“, die von Forscher*innen der Uni Rostock und der malisa-Stiftung durchgeführt wurde. Diese Studie zeigt die Verhältnisse von männlichen und weiblichen Charakteren in TV- und Kinoproduktionen auf, und splittet diese Daten noch einmal in verschiedene Sparten, wie z.B. Alter und Genre, auf. Die Daten sind erschreckend: Im Schnitt kommen auf eine Frau zwei Männer, ab dem 50. Lebensjahr kommen auf eine Frau sogar acht (!) Männer. In einem Drittel der Produktionen lässt sich nicht einmal mit der Lupe eine Hauptdarstellerin finden.

Auch der Begriff des „mansplaining“ bekommt in dieser Studie ein völlig neues Gesicht: Unter den Moderator*innen und Journalist*innen liegt der männliche Anteil bei 80%, bei Expert*innen ebenfalls, und bei Sprecher*innen von non-fiktionalen Formaten sind es mal eben 96%. Männer erklären also (mal wieder), was so passiert in der Welt. Man könnte also durchaus von einer noch immer präsenten Dominanz männlicher Akteure auf dem Bildschirm sprechen. Könnte man. Außer man heißt Claus Kleber.

Dieser sieht das nämlich ganz anders. In einem Interview mit Maria Furtwängler, einer der Gründerinnen der malisa-Stiftung und damit Auftraggeberin der Studie, sowie ihres Zeichen selbst Schauspielerin, warf er ihr nicht nur vor, mit der Studie eine Agenda zu verfolgen (stellt euch das mal vor. Eine wissenschaftliche Studie, deren Ziel es ist, eine These zu untermauern oder in Frage zu stellen. Unglaublich!), sondern auch eine gesellschaftliche Umerziehung anzustreben. Aus seiner Sicht als Vater zweier Töchter, was ihn automatisch zu einem Superfeministen macht, sei Gleichberechtigung zwar wichtig, aber doch eigentlich schon lange Realität. Überhaupt habe er das Gefühl, dass Frauen die Medienwelt längst dominierten. Und schließlich gäbe es auch genügend Frauen, die lieber Sprechern zuhören als Sprecherinnen.

Wo.

Fangen.

Wir.

An.

Zuerst einmal klingeln beim Wort „Umerziehung“ einige Alarmglocken im rechten Ohr. Diesen Begriff benutzen schließlich mit Vorliebe unsere Mitbürger*innen am rechten Rand, kurz bevor sie Gendermainstreaming brüllen und auf einem Fluss aus den Tränen alter weißer heterosexueller Männer davon schwimmen. Kritische Berichterstattung ist wichtig – aber eine solche Wortwahl lässt nicht auf Kritik, sondern reinen Antifeminismus schließen.

Hinzu kommt der klassische Rechtfertigungsmechanismus namens „Ich bin ja selbst Vater von Töchtern“- das überflüssigste Argument aller Zeiten. Und zweitens, nur weil Sie einen Hund haben, kämpfen Sie nicht automatisch für Tierrechte. Wenn die Vaterschaft aus Männern wie Herrn Kleber automatisch Feministen machen würde, hätten sich vielleicht manche schon früher dazu geäußert, dass 9 von 10 Charakteren in (imaginären) Kinderserien männlich sind, und somit Mädchen kaum Identifikationsmöglichkeiten auf dem Bildschirm sehen. Dann hätten wir nicht die peinliche Frage eben jenes Herrn Klebers hören müssen, ob denn Benjamin Blümchen jetzt ebenfalls dem Gendermainstreaming zum Opfer fällt. Aber logisch, wer fordert, dass die Verteilung gerecht sein sollte, meint damit automatisch, alle männlichen Charaktere abzumähen, aus allen nur noch weibliche Rollen zu schaffen, und die wenigen männlichen Rollen auch direkt mit Frauen zu besetzen. Immer diese radikalen Feministinnen!

Interessant ist außerdem der Vorwurf der bereits realen Dominanz von Frauen in TV-Programmen. Auf eine wissenschaftliche, durchaus repräsentative Studie, die belegt, dass Frauen offensichtlich wenig sichtbar, und ab gewissen Altersgrenzen sogar unsichtbar sind, zu antworten, man hätte aber das Gefühl, dass Frauen einige Bereiche „an sich gerissen hätten“, ist wohl das mansplainigste Mansplaining aller Zeiten. Was wollen die Weiber wieder mit ihren Fakten, wenn doch ein Mann sich anders fühlt? Und das von einem der renommiertesten Journalisten des Landes wohlgemerkt.

Zu der Aussage, dass auch Frauen häufig Sprechern lieber zuhören, muss man sagen: Ja, das stimmt. Auch dazu gibt es Studien. Man könnte sich natürlich die Frage stellen, ob das daran liegt, dass hier seit Jahrzehnten Männer dominieren (sechsundneunzig Prozent sag ich da nur) und viele Menschen in den vorherrschenden patriarchalischen Strukturen Männerstimmen eine höhere Glaubwürdigkeit zuweisen. Könnte man. Aber wieso reflektieren, wenn man es sich auch einfach machen kann.

Das Fazit der Studie könnte sein, dass Frauen noch immer unterrepräsentiert sind. Könnte es. Außer man ist ein alter weißer Mann, der es einer Frau vor laufender Kamera mal so richtig zeigen kann, und dafür auch seine journalistische Integrität über Bord wirft. Dann sind das alles doch nur Hirngespinste dieser verrückten Feministinnen, die eigentlich gar keine Ahnung haben.

Das zweite weibliche Großereignis dieser Woche war die Bekanntgabe der neuen Besetzung des Doctors aus Doctor Who. Nur dass es eben keine Besetzung „des“ Doctors war, sondern „der“. Für alle nicht-Whovians ein paar kurze Vorabinfos: Der Doctor ist der Protagonist der Serie Doctor Who, die mit Unterbrechungen seit 1963 von der BBC produziert wird. Er ist ein Außerirdischer vom Planeten Gallifrey, ein sogenannter Timelord, der mit seinem Raumschiff, der TARDIS, durch Zeit und Raum reisen kann. Dabei hat er eine meist weibliche Begleitung, genannt Companion, dabei. Der Clou an der Sache ist, dass er nicht sterben kann, sondern stattdessen regeneriert, also einen neuen Körper annimmt. Praktisch, da die ersten Besetzungen inzwischen verstorben sind, und die Serie somit trotzdem am Laufen bleibt. In Großbritannien ist die Präsentation der neuen Besetzung ein großes Ereignis, das in den Zeiten vor dem Internet ein echter Straßenfeger war. Nach dem Wimbledonfinale am letzten Sonntag präsentierte also die BBC die neue Inkarnation des Doctors. Schon zuvor wurde lange darüber spekuliert, wem wohl diese Ehre, die der Verkörperung der Rolle des James Bonds in nichts nachsteht, zuteil wird. Die Wahl fiel dabei auf (*Trommelwirbel*) Jodie Whittaker. Manche kennen sie vielleicht aus der Krimiserie Broadchurch (in der übrigens der zehnte Doctor David Tennant den Ermittler spielt, ein Alien, gespielt von Olivia Colmanaus Staffel 5 Folge 1 die Ermittlerin, und der ehemalige Companion Arthur Darvill den verdächtigten Pastor), die man unbedingt gesehen haben sollte.
Lange Rede, kurzer Sinn: Für viele meist männliche Fans brach damit eine Welt zusammen. „I’m not a sexist, but the Doctor has to be male“ war da noch der harmloseste Tweet. Natürlich könnte man sagen, dass es doch nur eine Fernsehserie ist, und was da das ganze Mimimi soll. Als jemand, die diesen Beitrag gerade in ihrem Tardispullover schreibt, und dazu Tee aus einer Tardistasse schlürft (Beweisfoto folgt), kann ich aber durchaus sagen, dass das schon ein ziemlich großes Ding ist. Die Aufregung um die Besetzung kann ich deshalb nachvollziehen. Die Aufregung darum, dass es eine Frau ist, nicht.

Gerade Doctor Who war schon lange sehr fortschrittlich. Durch einige sehr progressive Schreiber (ja, Schreiber. Vielleicht ja auch bald eine Schreiberin?) wie z.B. Mark Gatiss, der auch Sherlock geschrieben und darin Mycroft Holmes gespielt hat, waren Themen wie Homo-, Inter- oder Transsexualität schon lange kein Tabu mehr. Mein persönlicher Favorit ist die Beziehung einer modernen Echsenfrau aus dem Innersten der Erde, die mit einer Menschenfrau im 19. Jahrhundert zusammenlebt. Wer das verstehen will, sollte die Serie schauen. Es war für die Meisten nur eine Frage der Zeit, bis eine weibliche Doctor vorgestellt wird. Und trotzdem stellt das für viele Männer einen riesigen Eingriff in ihre Männlichkeit und ihre Privilegien dar. Die Frauen nehmen uns alles, aber nicht den Doctor! Tja, Pech gehabt, meine Lieben. Es bleibt zu hoffen, dass sich diese Aufregung schnell legt. Es braucht immer etwas Zeit, um sich an eine*n neue*n Doctor zu gewöhnen. Vielleicht verfliegen die Ressentiments gegenüber Jodie Whittaker ähnlich schnell, wie die, gegenüber der letzten Besetzung. Damals fanden viele den Schauspieler Peter Capaldi zu alt.

Allerdings war es damals nicht der erste Impuls britischer Tabloids wie der Sun, Nacktbilder des Schauspielers zu veröffentlichen. Es überrascht kaum, dass mit „Oh mein Gott, man hat ihren Körper schon mal nackt im Fernsehen gesehen, sie wird alle unsere Kinder krank und lesbisch und übersexualisiert machen“-Rufen auf die Besetzung einer Frau reagiert wird.

Aber egal. Für die britische Fernsehlandschaft ist das erstmal ein riesiger Schritt nach vorn.
Und ich hoffe, dass es Claus Kleber schafft, sich diese wundervolle und so sehenswerte Serie anzuschauen, ohne in seinen antifeministischen Tränen zu ertrinken.

 

 

Mehr Infos zur Studie findest du hier: https://malisastiftung.org/studie-audiovisuelle-diversitaet/

Hier kannst du das Video zur neuen Doctor-Besetzung anschauen: http://www.bbc.com/news/av/entertainment-arts-40626273/doctor-who-s-13th-time-lord-unveiled

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Farbe bekennen! #buko16

Als feststand, dass ich am ersten Adventswochenende für die Jusos Bayern als Delegierte auf den Bundeskongress nach Dresden fahren werde, habe ich mich sehr gefreut: Konstruktives Arbeiten und Diskutieren mit Jusos aus ganz Deutschland und einfach ein tolles Wochenende mit einer super Delegation verbringen. Die Vorfreude wurde durch das Motto nur unterstützt: „Farbe bekennen. Bundeskongress 2016“. Farbe bekennen, das heißt für mich persönlich insbesondere Aufstehen gegen jegliche Art von Diskriminierung. Und eins gleich vorweg: insgesamt habe ich mir nicht zu viel versprochen. Der Bundeskongress wurde seinem Motto gerecht, hat wichtige Anträge (z. B. den Antrag aus Bayern zur Verbesserung des Berufsbildungsgesetzes oder der Antrag zur Abschaffung der „Tampon-Steuer“ aus Rheinland-Pfalz, was auch dem bayerischen Landesverband sehr am Herzen lag) beschlossen.

Auch das allzeit bereite Awareness-Team war präsent und hatte bis auf eine Sache nicht viel zu tun. Aber diese eine Sache hat für mich viel Positives überschatten und stößt mir einfach nur sauer auf: Einige Delegationen waren, im Gegensatz zur bayerischen Delegation, welche mit 17 Frauen und 13 Männern anreiste, nicht quotiert. Und damit nicht genug. Viele Redner*innen hielten es offensichtlich nicht für nötig in ihren Redebeiträgen auf eine gendersensible Sprache zu achten. Obwohl. Ich würde ihnen sogar unterstellen, sie wollten es schlichtweg nicht. Und auch nach mehrmaligem Hinweisen darauf durch das Awareness-Team änderte sich nichts. Meiner Meinung nach einfach nur ein Armutszeugnis für einen feministischen Richtungsverband!

Gekrönt wurde diese feministische Farce einiger Delegationen durch den „Trick“ eines Landesverbands, um die Quote in Bezug auf die Redner*innenliste zu umgehen. Drei Frauen traten ohne Wesentliches zur inhaltlichen Debatte beizutragen ans Mikro, lediglich um einem männlichen Genossen das Reden zu ermöglichen. Was auf den ersten Blick als solidarische und gut gemeinte Aktion wirkt, ist in Wahrheit nicht anderes als das Missachten unserer Prinzipien. Die quotierte Redeliste ist ein wirksames und daher sinnvolles Instrument zur Verbesserung der Gleichstellung in Debatten. Ein Verband, der sich diese Gleichstellung und den Feminismus groß auf die Fahnen schreibt, hat die Quotierung einfach zu respektieren! Wenn Frauen als bloßes Mittel zum Zweck ans Redner*innenpult treten, können wir Parität der Geschlechter als unseren Grundsatz gleich begraben. Daher habe ich für zukünftige Konferenzen und Kongresse der Jusos auf allen Ebenen einen Wunsch: Farbe bekennen für gelebte Gleichstellung auch in Sprache und Quotierung!

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