Wie der Sozialismus in Amerika seinen Schrecken verlor

Die Vereinigten Staaten von Amerika stehen vor einem der schmutzigsten Wahlkämpfe zwischen den beiden unbeliebtesten Kandidat*innen der Geschichte. Während man über Donald Trump wohl keine Worte mehr zu verlieren braucht, droht Hillary Clinton über eine FBI-Anklage zu stolpern. Sie rühmt sich zwar, die erste weibliche Präsidentschaftskandidatin zu sein, doch gab es die bereits 1872 mit der leider in Vergessenheit geratenen Victoria Woodhull. Auch bei der letzten Präsidentschaftswahl kandidierte mit Jill Stein eine Frau.

Die größte Beliebtheit genießt 2016 Bernie Sanders, der zwar allerorten gönnerhaft als „selbsternannter Sozialist“ bezeichnet wird, davon aber keinen Schaden zu nehmen scheint. In aktuellen Umfragen schneidet er gegen Donald Trump um einiges besser ab als Hillary Clinton, die gegen Trump nur einen äußerst knappen Vorsprung hat und bei Wechselwählern sogar hinter dem Libertären Kandidaten Gary Johnson liegt. Nach der globalen Krise des Kapitalismus erkennt eine neue US-Generation ein halbes Jahrhundert nach der McCarthy-Ära, dass es Schlimmeres gibt, als für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität einzutreten und dafür auch auf die Straße zu gehen.

Wohl niemand in den den USA (und schon gar nicht im Kongress) vertritt diese Werte so energisch wie Bernie Sanders. Zuerst im Kongress für Rassengleichheit (CORE), beim „Marsch auf Washington“ an der Seite von Martin Luther King, bei der „Bread and Law Task Force“, später als Bürgermeister von Burlington, als Abgeordneter im Repräsentantenhaus und seit 2006 im US-Senat.

Wenn in den Vorwahlen versucht wurde, Sanders in Misskredit zu bringen, dann wurde er zumeist nicht inhaltlich gestellt, sondern nur erläutert, dass er aufgrund der Superdelegierten ja ohnehin keine Chance habe, auf dem Parteitag gewählt zu werden. Doch die vielen jungen Bernie-Unterstützer*innen lassen sich davon nicht Kirre machen.

2016 geht es nicht darum, einen einzelnen Kandidaten zu installieren, es geht um mehr. Es geht darum, ein ganzes Land zu verändern. Auch der amtierende US-Präsident Obama sprach schon vom Wandel, den das Land so dringend brauche. Anhaltende Blockaden durch die Republikaner und auch durch konservative Demokraten (die sogenannten „Blue Dogs“) haben einen solchen Wandel jedoch bislang verhindert.

Es geht jetzt darum, endlich den Mut aufzubringen und gegen jegliche Form von Diskriminierung sowie für soziale, ökonomische und ökologische Gerechtigkeit zu kämpfen. Und wenn das dann Sozialismus ist – dann ist das gut so!

 

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