Keine Ausreden! Für eine vernünftige Klimapolitik in Niederbayern
Flut in Pakistan, Dürre in Ostafrika und im Westen der Vereinigten Staaten von Amerika, großflächige Waldbrände in Europa, um nur ein paar der verheerenden Katastrophen zu nennen, die in diesem Jahr vorgefallen und unmittelbar auf den menschengemachten Klimawandel zurückzuführen sind. Die Warnsignale sind unüberhörbar, dennoch hat bisher keine Weltklimakonferenz dazu geführt, dass führende Industrienationen tatsächlich auf ihre Worte Taten folgen lassen. Bei der bevorstehenden COP 27 im ägyptischen Scharm El-Schaich herrscht Alarmstufe Rot. Allein in Deutschland kostet die Klimakrise jährlich bereits hunderte Menschenleben, doch von Besserung keine Spur. Ein Stück Urwald wird zum Zwecke eines veralteten Fortbewegungsmittels abgeholzt, Inlandsflüge sind Gang und Gäbe und der öffentliche Personenverkehr hinkt an allen Stellen. Durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und Chinas Interesse an einer Eingliederung Taiwans sind die internationalen Beziehungen zwischen den Großmächten massiv angeschlagen, wodurch ein gemeinsames Vorgehen gegen die omnipräsente Klimakrise erschwert wird und somit auch der Erfolg der COP 27 am seidenen Faden hängt. Nun wäre es mancher Person in der Exekutive gerade allzu recht, ihre Verantwortung abzulegen und sich auf die aktuell schweren Beziehungen in der Weltpolitik zu berufen. Diese Einschätzung ist absolut unangebracht, da Deutschland im Zusammenhang mit CO2-Emissionen sehr wohl Verantwortung trägt. Mit 644 Millionen Tonnen CO2 im Jahr 2021 ist Deutschland auf Platz sechs der am meisten emittierenden Länder. Das Argument, „wenn die nicht, wir auch nicht“, hat also keinen Stand. Dementsprechend ist es nötig, dass eine vernünftige Klimapolitik in der Region anfängt.
In Sachen Abholzung und Landverbrauch ist die Menschheit aktuell weit davon entfernt, die in Paris vereinbarten Ziele für 2030 zu erreichen. Es läuft gegenteilig; der Trend geht in die falsche Richtung. Um den Zielen gerecht zu werden müsste die Reduktion der globalen Abholzung 2.5mal schneller geschehen. Die Region Niederbayern ist hier nicht unschuldig. Immerhin belegt der fünft größte Regierungsbezirk Bayerns Platz zwei beim Flächenverbrauch mit ca. 2,45 Hektar pro Tag. Das liegt nicht etwa daran, dass diese Flächen tatsächliche benötigt werden, sondern daran, attraktiv für eventuelle Investoren zu sein. Man nehme die Gewerbefläche: die in Bayern ausgewiesenen Gewerbeflächen übersteigen das zehnfache dessen, was tatsächlich an Bedarf vorliegt. Der Grund dafür ist, jede Kommune hat ihr eigenes Interesse daran, große Firmen zu sich zu lotsen ohne Rücksicht auf Natur und Umwelt. Diesen Konflikt zwischen den Kommunen gilt es zu unterbinden, da sowohl Wälder als auch Böden dazu beitragen, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren.
Zusätzlich zu einem überhöhten Flächenverbrauch ist auch der Individualverkehr auf dem falschen Weg. Die Vereinbarung, die in Privatwagen gefahrenen Kilometer um vier bis 14 Prozent zu reduzieren, ist weit davon entfernt, ihren Inhalt zu verwirklichen. Auch auf diesem Gebiet ist Niederbayern in bester Gesellschaft mit den Nichterreicher*innen anderswo. Natürlich kann sich auf ein schlechtes Schienennetz berufen werden, dass seit seiner Privatisierung etwa dreißig Prozent seiner Gleiße verloren hat, aber es scheitert nicht erst beim Schienennetz. In Niederbayern scheitert es bereits beim Erreichen des Bahnhofes. Unzureichende oder fehlende Busverbindung sind im ländlichen Raum so üblich, dass das Zurückgreifen auf ein Auto eine Notwendigkeit darstellt. Aus einem Bundesweiten Vergleich von Allianz pro Schiene zum ÖPNV ging hervor, dass die Verkehrsanbindungen im Raum Ostbayern bundesweit am schlechtesten sind. Das Schlusslicht, der Landkreis Dingolfing-Landau, bietet gerade mal 29 Prozent seiner Einwohner zumutbare Nähe zur nächsten Bushaltestelle. Ohne vernünftigen ÖPNV gestaltet sich der Weggang von PKWs als äußerst Aufwändig, vor allem in einem Land voll Autofahrer*innen. Es müssen lukrative und flexible Angebote zum Auto angeboten werden, um auch die Autoliebhaber*innen von einem Umstieg zu Überzeugen.
Natürlich bedarf es auf internationaler Ebene einer vernünftigen Klimapolitik. Das unabdingbare 1,5 Grad-Ziel der UN ist nur unter gemeinsamer Anstrengung, Zusammenarbeit und internationalem Vertrauen zu verwirklichen. Auch wenn dies unter den aktuellen Bedingungen schwer sein mag, bedeutet das nicht, dass Deutschland nun wieder Kohle verheizen und sich von jeglicher Verpflichtung derer man sich einst berufen hat, lösen darf. Deutschland und im Konkreteren, Niederbayern, könnte mit positivem Beispiel vorangehen. Dazu erfordert es keine Ausreden, sondern eine Hingabe zur Sache. Ein Handeln ist unumgänglich und die vom Klima bereits gesendeten Signale verdeutlichen dies nochmal. Es bleibt nur die Frage: gestalten wir die Veränderung oder werden wir verändert?