Wir Gegen den Virus – Was Corona mit unserer Wirtschaft macht.
Ich kann mich noch genau erinnern, als ich damals die Eilmeldung auf mein Handy bekam: „Zahlreiche Menschen in Wuhan an mysteriöser Lungenkrankheit erkrankt.“. Das war Anfang Januar, als noch niemand wirklich etwas über das neuartige Corona-Virus SARS-Cov2 wusste. Zu diesem Zeitpunkt konnte man noch nicht mit einer weltweiten Pandemie rechnen.
Und nun (Stand: 28.03.2020; 12:00 Uhr; Quelle: Robert-Koch-Institut) sind weltweit über 605.000 Menschen infiziert, davon über 50.000 Menschen in Deutschland. Eine verlangsamte Entwicklung der Neuinfektionen ist derzeit noch nicht in Sicht und laut diverser Aussagen von führenden Virolog*innen und Mediziner*innen steht uns das Schlimmste erst noch bevor.
Covid-19, wie die durch das Corona-Virus ausgelöste Lungenkrankheit bezeichnet wurde, stellt uns vor schwere ethische, soziale und auch ökonomische Probleme. Denn wenn sich SARS-Cov2 weiterhin so schnell und gravierend verbreitet wie dies aktuell der Fall ist, rechnet Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts, mit mehr als zehn Millionen Infizierten in Deutschland in zwei bis drei Monaten. Darum gilt es diese „Kurve“ abzuflachen, um das Gesundheitssystem und die Pflege zu entlasten, da wir nicht die Kapazitäten in den Krankenhäusern und die Ausrüstung haben, um so eine hohe Zahl an Patient*innen versorgen zu können.
Als wäre das nicht schon genug, kommen auch noch wirtschaftlichen Herausforderungen auf uns zu. Die Ausgangsbeschränkungen und Sicherheitsmaßnahmen bestehen erst seit einigen Tagen in Deutschland, ebenso wie die Abriegelung der Außengrenzen. Ein Blick auf die Märkte zeigt, wie schwer die Krise uns schon im Griff hat: Stand der DAX (Deutscher Aktienindex) Ende Februar diesen Jahres noch bei knapp 13.800 Punkten, ein Allzeithoch, so rutschte er Mitte März innerhalb weniger Tage bis auf den vorerst niedrigsten Tiefstand von unter 8.500 Punkten.
Die Europäische Kommission, der IWF und die OECD sprechen mittlerweile schon offen von einer Rezession, also einem wirtschaftlichen Abschwung. Doch was bedeutet das für Deutschland?
Wir müssen mit einer der schwersten Wirtschaftskrisen seit Ende des Zweiten Weltkriegs rechnen, die möglicherweise sogar noch schwerwiegender als die Wirtschaftskrise 2008 werden könnte. Momentan haben wir es mit einer regelrechten Abwärtsspirale in verschiedenen Bereichen zu tun:
Durch die von der Regierung verhängten Ausgangsbeschränkungen und Grenzkontrollen, sowie durch die generelle Angst vieler Menschen, kommt es unter Anderem zu Lieferengpässen bei Importen wichtiger Güter. Diese Güter fehlen dann wieder bei der Produktion in den Unternehmen, was zu Gewinneinbrüchen bei den Unternehmen führt. Aufgrund dessen halten sich derzeit auch viele Kapitalanleger*innen und Investor*innen zurück, was die Betriebe zusätzlich unter Druck setzt.
Diese Rezession wird sich in den nächsten Wochen und Monaten weiter verstärken, mit dramatischen Folgen für die Wirtschaft.
Die kleinen und mittelständischen Betriebe, sowie Solo-Unternehmer*innen werden noch viel mehr als jetzt auf Staatshilfen und KfW-Darlehen angewiesen sein, als dies jetzt der Fall ist. Unternehmen, wie diese bilden das Rückgrat unserer Gesellschaft und aus diesem Grund müssen wir alles tun, um diese zu retten. Man muss über radikale Maßnahmen wie Steuersenkungen, weitreichende Subventionen oder sogar Steuerrückzahlungen nachdenken.
Auch die Arbeiternehmer*innen dürfen nicht vergessen werden. Massenarbeitslosigkeit, drohende Privatinsolvenzen und schlechte Arbeitsbedingungen, wie zu lange Schichten aufgrund Personalmangels, müssen verhindert werden. Um dem Einhalt zu gebieten, muss man einerseits die Betriebe unterstützen, andererseits diese auch in die Pflicht nehmen, ihren Angestellten, soweit möglich z.B. Home-Office zu ermöglichen. Ver.di denkt sogar über ein sogenanntes „Helikoptergeld“ nach. Hierbei würde der Staat Direktzahlungen, z.B. in Form von Schecks, an Bürger*innen durchführen, um finanzielle Notlagen etwas abzufedern. Die Politik muss auch für Privatpersonen über Steuersenkungen und stärkere Transferleistungen, sowie Umverteilung nachdenken.
Was die großen Global Player in Deutschland angeht, wird sich in den nächsten Wochen die Frage stellen, welches Unternehmen mit Hilfe staatlicher Unterstützung wieder auf die Beine kommt und welches nicht. In Italien denkt man sogar schon über Verstaatlichung bestimmter Betriebe nach. Auch hier bei uns wäre dies eine Option, wenn auch zunächst in Form von staatlicher Beteiligung für eine unbestimmte Zeit. Eine weitere Maßnahme könnten auch Unternehmenszusammenschlüsse, z.B. durch Fusionen sein.
Dies sind alles Vorschläge, um den Schaden zu begrenzen, dessen muss man sich jedoch bewusst sein. Es wird eine Zeit nach Corona geben und für diese müssen wir gerüstet sein. Das aktuelle Krisenmanagement der Bundesregierung beweist, dass schon viel getan wird, jedoch auch noch viel getan werden muss. Trotz alldem sollten wir optimistisch sein und die Ruhe bewahren.
Um es mit den Worten von Willy Brandt zu sagen:
„Nichts kommt von selbst. Und nur wenig ist von Dauer. Darum – besinnt Euch auf Eure Kraft und darauf, dass jede Zeit eigene Antworten will und man auf ihrer Höhe zu sein hat, wenn Gutes bewirkt werden soll.“