Fairplay – eine Illusion?

Citius, altius, fortius (Höher, Schneller, Weiter) ist das Motto der olympischen Spiele, bei denen das Fairplay oft auf der Strecke bleibt. Fairplay ist ein großes und weitgefasstes Wort. Es steht für gerechte und gleiche Bedingungen für alle Teilnehmer*innen im Wettkampf. Doch ist das überhaupt möglich? Ist der Mensch dazu in der Lage oder ist er doch ein zu großer Egoist?

Fairplay wird von den großen Sportorganisationen groß beworben und als unabdingbar dargestellt. Dies kann jedoch anhand der vielen Skandale unter anderem bei der Fédération Internationale de Football Association, kurz FIFA und jetzt auch wieder topaktuell bei der Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) bezweifelt werden.

Schon bevor die US-Amerikaner mit ihren Ermittlungen gegen die FIFA an die Öffentlichkeit gingen hatte man den Eindruck, dass diese kein wirklich gerechter und dem Sport dienender Verband ist. Die Ethik-Kommission scheint eher eine Alibieinrichtung zu sein, um später sagen zu können „wir haben doch versucht das zu verhindern“. Bei der FIFA geht es schon lange nicht mehr um den Sport, um den fairen Wettstreit der einzelnen Mitgliedsstaaten, um sich mit anderen messen zu können. Dem Altherren-Verein in der Führungsriege geht es nur noch um den eigenen finanziellen und machtpolitischen Gewinn. Alles wird inzwischen von der FIFA kommerzialisiert und sei es noch so absurd. Kaum steht eine Weltmeisterschaft kurz bevor, wird alles mit einem kleinen FIFA-Logo versehen und als Lizenzprodukt vermarktet, vom Fußball über das Sammelalbum, bis hin zum Brotaufstrich. Alles lässt sich besser vermarkten, wenn Thomas Müller und Co. wieder ins Rampenlicht treten und der Weltfußball- Verband lässt sich das gut bezahlen. Nach dem „Sturz“ von Sepp Blatter und einiger Getreuer, sah es kurze Zeit so aus, als ob sich die FIFA ändern könnte und würde, doch von dem Umbruch ist wenig bis gar nichts übrig geblieben. Möchte die FIFA auch nur einen Hauch an Glaubwürdigkeit behalten bzw. zurückgewinnen, dann muss sie zwingend die WM Vergabe an Saudi-Arabien überdenken und überprüfen. Es ist zwar schön, dass jedes Mitgliedsland die Chance erhält, Austragungsort des weltgrößten Sportereignisses zu sein, jedoch sollte doch etwas mit Menschenverstand an die Vergabe herangegangen werden. Maßnahmen für eine Besserung dieser Misere könnten unter anderem vom Deutschen Fußballbund angeregt werden. Als größter und f Fußball Verband der Welt könnte er direkt als Mitglied der FIFA oder aber über den Weg der UEFA Neuerungen anregen und durchsetzen. Die weitreichendste und wohl auch beste Lösung wäre es wohl, die FIFA in eine Non-Profit-Organisation umzuwandeln oder eine neue zu gründen.

Der Fall Olympia hat schon seit langem ein Problem mit der Glaubwürdigkeit. Ein noch höheres Ausmaß an Dopingvorwürfen als Olympia hat wohl nur der Radsport. Mit der neuesten Entscheidung des IOC, wird sich dies wohl eher noch verschlechtern. Betonte der IOC in jüngerer Zeit noch eine Null-Toleranz-Vorgehensweise gegenüber Dopingsündern, so scheint es doch sehr fragwürdig, weshalb es jetzt trotz des Nachweises von Staatsdoping bei den Spielen in Sotchi im gerade veröffentlichten McLaren Report keine Sperre für die gesamte russische Mannschaft gibt. Diese Sperre würde nicht nur ein starkes Signal für alle Teilnehmer der olympischen Spiele sein, es würde schließlich auch Sportler*innen schützen, die teilweise ohne ihr Wissen oder auch durch starken Druck durch die jeweiligen staatlichen Sporteinrichtungen gedopt werden. Welche Auswirkungen dieses haben kann, sieht man heute noch bei ehemaligen Sportler*inne der früheren Deutschen Demokratischen Republik. Diese kämpfen noch heute über 20 Jahre nach dem Ende der DDR mit körperlichen und psychischen Belastungen, die sie im Leben stark einschränken. Die körperliche und geistige Gesundheit der Athlet*innen sollten einem Staat mehr wert sein, als eine Goldmedaille, die für den Moment zu Ruhm und Ehre reicht, jedoch in wenigen Jahren wieder vergessen sein wird, wenn kein neuer Weltrekord mit dem Gewinn einherging.

Die Olympischen Spiele müssen nicht boykottiert werden und die Strafen für Regelverstöße müssen nicht verschärft werden. Der IOC hat die Mittel und auch die Befugnisse hier einiges zu verändern. Er muss diese dann aber auch ohne Rücksicht auf die teilnehmenden Nationen durchsetzen und wenn notwendig, eben mit dem kompletten Ausschluss eines Landes.

Ändert sich nichts in den großen Sportverbänden, dann bleiben das Fairplay und der Sport auf der Strecke. Der Internationale Sport braucht dringend einen Neuanfang, um wieder zu seinen Ursprüngen zurückzufinden.

 

In diesem Sinne, lasst die Spiele beginnen.

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