The same procedure as every year!?

Auch zu diesem Silvester wurde in Deutschland das neue Jahr wieder gebührend eingeläutet. Und da gehört neben Sekt, Raclette und Dinner for One bei den meisten auch das Feuerwerk dazu. „Wieso auch nicht?“, werden sich viele fragen. Natürlich schauen die explodierenden Feuerwerkskörper in der Dunkelheit wunderschön aus und irgendwie wäre ein Silvester ohne Feuerwerk auch kein Silvester. Den Ursprung dieser Tradition, das Vertreiben böser Geister durch lautes Knallen, kennt dahingegen fast niemand mehr.

Mir kam es dieses Jahr so vor, als würde „das Schießen“ überhaupt kein Ende mehr nehmen. Die ersten Knallkörper explodierten bereits um 23:30 Uhr und um 4 Uhr früh konnte man das Knallen immer noch hören. Das verwundert nicht, wenn man sich anschaut, wie viel Geld jedes Jahr für das Silvesterfeuerwerk ausgegeben. Das Umweltbundesamt spricht von 100 bis 200 Millionen Euro, die in Deutschland an Silvester jährlich in die Luft geschossen werden. In diesem Jahr waren es nach bisherigen Berechnungen um die 137 Millionen Euro.

Was für uns Menschen ein teures, aber schön anzusehendes Vergnügen ist, ist für Tiere jedoch purer Stress. Der deutsche Tierschutzbund warnt daher öffentlich vor den Risiken für Haus-, Hof- sowie Wildtiere. In einigen Fällen sei es sogar nötig, vom Tierarzt Beruhigungsmittel für Hund, Katze, Meerschwein und Co. verschreiben zu lassen. PETA weist vor allem auf die Gefahren für Wildvögel hin. Durch das grelle Licht und die lauten Geräusche werden die Vögel oft in Panik versetzt und fliehen teilweise in für sie ungewöhnliche Höhen. Diese kräftezehrende Reaktion sitzt ihnen noch Tage danach in den Knochen und vermindert die Überlebensfähigkeit der durch den Winter ohnehin schon geschwächten Tiere. Zudem rufen Blitze, Lichter und Rauchschwaden enorme Orientierungslosigkeit hervor und die Vögel können Hindernissen oft nicht mehr ausweichen.

Doch auch für viele Menschen wird das ausgelassene Feiern des neuen Jahres häufig zur Tortur. Vor allem durch Böller und Raketen verursachten Unfälle häufen sich zu Silvester. Verletzungen der Augen und Ohren, Verbrennungen, zahlreiche Amputationen bis hin zu Todesfällen sind das Ergebnis von illegalen oder falsch gezündeten Feuerwerkskörpern. Dagegen wirken die gereizten Augen und Atemwege, die durch den beißenden Rauch, im Endergebnis rund 5.000 Tonnen Feinstaub, der Raketen und Böller hervorgerufen werden, fast schon harmlos. Doch für Menschen mit Asthma oder Herzkreislauferkrankungen kann diese Nebenwirkung des Feuerwerks schnell schwerwiegende Folgen haben, was die Zahl der Einlieferungen in Krankenhäusern in der Neujahrsnacht bestätigt. Die freigesetzte Menge an Feinstaub beträgt laut Umweltbundesamt 17% der Menge, die jährlich durch den Straßenverkehr abgegeben werden.

Und letztlich verursachen die Knallkörper jede Menge Müll und Dreck. Allein in München wurden laut TZ 60 Tonnen Silvester-Müll aufgesammelt. Im Vorjahr waren es noch 10 Tonnen weniger. Zur Reinigung der Straßen müssen sehr viele Arbeiter:innen der Städte eingesetzt werden und zahlreiche Sonderschichte sind nötig.

In einigen Ländern wurde daher Feuerwerken in diesen Ausmaßen schon ein Riegel vorgeschoben. Und das mit gutem Grund, wie ich finde. Die Gefahren und Risiken für Mensch, Tier und Umwelt sind in meinen Augen viel zu hoch, als dass sie so einfach außer Acht gelassen werden könnten. In den Niederlanden zum Beispiel sind seit diesem Jahr über 50 Gemeinden feuerwerksfreie Zonen, in denen das private Zünden von Böllern und Raketen verboten ist und mit Bußgeldbescheiden bestraft wird. Damit die Bürger:innen dennoch auf ihre Kosten kommen, investiert die jeweilige Stadt in ein professionelles Feuerwerk, was viele der oben genannten Probleme mindert oder ganz beseitigt. Auch in Australien ist dieses Vorgehen schon seit Jahren gängige Praxis. Auch in Deutschland wäre das ein Schritt in die richtige Richtung, wenn im Privaten nur noch Korken knallen würden.

 

Quellen:

www.tz.de/muenchen/stadt/altstadt-lehel-ort43327/silvester-sauerei-so-viel-muell-blieb-auf-strassen-liegen-9492084.html

www.peta.de/feuerwerk#.Wkt14fnibZY

www.tierschutzbund.de/aktion/mitmachen/verbrauchertipps/silvester/

www.umweltbundesamt.de/themen/feinstaub-durch-silvesterfeuerwerk

www.umweltbundesamt.de/themen/dicke-luft-jahreswechsel

de.statista.com/statistik/daten/studie/284913/umfrage/umsatz-der-deutschen-pyrotechnischen-industrie/

www.nrz.de/panorama/niederlaendische-staedte-verbieten-private-silvester-feuerwerke-id11336267.html

www.fr.de/wissen/klimawandel/umwelt/feuerwerk-der-zuendstoff-fuer-die-umwelt-a-1416752

www.spiegel.de/panorama/silvester-unfaelle-durch-boeller-und-silvester-fondue-a-1185749.html

(letzter Aufruf am 2. Januar 2018)

 

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