In der Ausgabe der Passauer Neue Presse – PNP vom 01. April 2015 äußert sich Ernst Fuchs auf der Titelseite in der Rubrik STANDPUNKT populistisch zur Situation in Griechenland und wettert für einen Austritt des Landes aus dem Euro: „Die Euro-Zone braucht Athen ungefähr so dringend wie eine Hausfrau das fünfte Zweit-Auto“. Als Vorsitzender des Juso-Stadtverbands Passau nehme ich mit einem Leserbrief zur Hetze Stellung – leider wurde der Leserbrief in der PNP bisher nicht abgedruckt.
Reaktion auf den STANDPUNKT “KREML-GRIECHEN” von Ernst Fuchs in der PNP vom 01.04.2015
STANDPUNKT „Kreml-Griechen“ von Ernst Fuchs in der PNP vom 01. April 2015:
„Die griechische Regierung mag das Zocken, Tricksen und Täuschen einfach nicht lassen. Im Gegenteil: Tsipras überreizt seine Karten. Wenn er bei Merkel oder in Brüssel bettelt, verspricht er regelmäßig Gold und grüne Wälder. Was er dann an Reformvorschlägen abliefert, ist allenfalls Blech und verdorrtes Holz.
Dafür ist sich seine dunkelrotbraune Regierung für keinerlei Drohung zu schade: Zuerst sind es Reparationsforderungen an Deutschland, dann Zehntausende Flüchtlinge, die von Hellas aus ins übrige Europa in Marsch gesetzt werden sollen, während Tsipras jetzt Zuflucht sucht im Schoß Russlands und dergestalt sozusagen hinter sich eine Brücke nach der anderen zu den EU-Partnern in die Luft jagt.
Dass eine Regierung nicht unbedingt Lust hat auf schmerzhafte Reformen, ist nachvollziehbar. Dass auch dafür andere die Zeche zahlen sollen, jedoch nicht. Ob die Griechen glücklich werden, wenn sie sich weiterhin in Akrobatik über leeren Kassen üben oder demnächst Russisch lernen, bleibt abzuwarten. Reisende soll man nicht aufhalten. Die Euro-Zone braucht Athen ungeführ so dringend wie eine Hausfrau das fünfte Zweit-Auto. Wenn sie allerdings Dreistigkeit belohnt, wird sie scheitern, weil dann auch andere Krisenstaaten auf den Geschmack kommen und die Akzeptanz Europas schrumpft. Zum Beispiel erhält der griechische Durchschnittsrentner erheblich mehr Geld als der deutsche.“
Meine Reaktion auf den STANDPUNKT “KREML-GRIECHEN” von Ernst Fuchs in der PASSAUER NEUEN PRESSE vom 01.04.2015
Im Kommentar von Ernst Fuchs zu den “Kreml-Griechen” werden abermals die typischen populistischen Ressentiments geschürrt. Der Autor beweist, dass er inhaltlich die Krise in Griechenland nicht verstanden hat.
Er geht schlicht davon aus, die Griechen wären zu faul zum Sparen. Das ist falsch. Seit Ausbruch der Krise musste die griechische Bevölkerung eine Reihe von dramatischen Kürzungen über sich ergehen lassen. Renten wurden gestrichen, tausende Stellen im öffentlichen Dienst abgebaut, der Mindestlohn gesenkt, die Mehrwertsteuer erhöht und vieles mehr. Dass Deutschland allein von den Zinsrückzahlungen enorm profitiert und an der Krise mitverdient, ist als Erkenntnis wohl nicht populär genug.
Die Wirtschaftsleistung der Griechen ist am Boden, es gibt faktisch keine Kaufkraft mehr im Land. Deutschland selbst hat zu Beginn der Wirtschaftskrise mit der Abwrackprämie Geld an die Bürgerinnen und Bürger weitergegeben, um die Kaufkraft unseres Landes zu behalten. Immer weitere Kürzungen werden der Binnennachfrage in Griechenland nicht helfen. Es muss weiter Geld fließen, um eine Nachfrage auf dem Markt zu ermöglichen.
Dass sich die griechische Regierung nun um andere Geldgeber bemüht, ist absolut verständlich, wenn sie tatsächlich zu einem zivilisierten Lebensstandard im Land zurückkehren will und die Konjunktur wieder ankurbelt. Von einem Kommentator zur humanitären Katastrophe in Griechenland darf erwartet werden, dass er ein zumindest minimales Verständnis für ökonomische Zusammenhänge beweist, statt immer die gleichen stumpfen Plattitüden zu schreiben, um den Populismus in unserem Land am Leben zu erhalten.