Er, Sie oder Es? – MENSCH!

Wir kennen sie alle, die typischen Klischees von Mann und Frau: Die Lieblingsfarbe des Mannes ist das männliche Blau, das Lieblingsspielzeug ist das Auto und der Charakter ist geprägt von Dominanz und dem unglaublich ausgeprägten Chef-Syndrom. Die Frauen allerdings haben das Kochen, das Shoppen und die Erziehung der Kinder als Hobby, liebten es früher mit Puppen zu spielen und sind heute treue Begleiterinnen des Mannes.

Nun ja, wenn ich mich jetzt da in ein Geschlecht einordnen und dementsprechend charakterisieren sollte, falle ich ja nicht so in diese gesellschaftlich verankerte Rolle des Mannes hinein: In meiner Kindheit hatte ich ein Puppenhaus und mit Autos bzw. Technik im Allgemeinen kann ich gleich mal gar nichts anfangen (ich bin schon froh, wenn ich mit meinem kleinen, süßen Goldauto von A nach B komme). Außerdem arbeite ich auch noch in einem sozialen Beruf, der ja sowieso nur von Frauen ausgeübt wird. Ach du Schande! Qua Definition unserer Gesellschaft bin ich also eher Frau als Mann. Naja, eigentlich ja wieder doch nicht, oder? Oder bin ich eher etwa so ein Mitteldings?

Diese gesellschaftlich verankerten Klischees kommen nicht von ungefähr: Unser Alltag ist in nahezu allen Bereichen von Vergeschlechtlichung geprägt. Sei es beispielsweise die große Kosmetikindustrie, das örtliche Kleidungsgeschäft oder der Lebensmittelladen direkt vor der Haustür. Sie alle versuchen vergeschlechtlichte Produkte an den Mann zu bringen und geben damit bereits definierte Identitäten vor, indem sie den rosa Rasierer „für Sie“ oder das Superhelden-Muscle-Shirt „für Ihn“ präsentieren.

Ja, es ist richtig und unbestreitbar: Wir alle – mit einigen Ausnahmen natürlich – haben ein biologisches Geschlecht, das uns zu einem Menschen macht, der entweder Spermien oder Eizellen produziert bzw. besitzt. Aber die Natur, die uns Menschen diese spezifischen Fortpflanzungsorgane versehen hat, hat uns auf keinen Fall zu einem „Macho“ oder einem „Mauerblümchen“ gemacht. DAS macht die Gesellschaft!

Diese von der Gesellschaft sozial konstruierte Geschlechterordnung steckt den einzelnen Menschen in eine Schublade, was klar zu Benachteiligungen und Diskriminierungen derjenigen führt, die sich nicht mit dieser gesellschaftlichen „Norm“ identifizieren können. viele-geschlechter_1188x1188_q-jpgOpfer sind dabei all die Menschen, die diesen vorgegebenen Charaktermerkmalen der sehr kurz gedachten Einordnung des Menschen in die Kategorie „Mann“ bzw. „Frau“ nicht entsprechen oder sich nicht der heteronormativen Welt zuordnen (können). Dieses heteronormative System geht von einer zweigeschlechtlichen Normbeziehung aus, was konkret heißt, dass eine Frau einen Mann begehren muss und umgekehrt. Somit entsteht ein Unterdrückungsverhältnis all derjenigen, die – wie eben bereits beschrieben –  eine andere Form der sexuellen Identität für sich beanspruchen. Reproduziert werden diese Machtverhältnisse dadurch, dass wir uns alle selbst als eines der vermeintlich beiden Geschlechter sehen, von deren spezifischen Bedürfnissen ausgehen und uns folglich auch dementsprechend verhalten.

An welcher Stelle mir – darauf bezogen – dann immer die letzte Mahlzeit hochkommt, ist, wenn ich mich zwangsmäßig durch bestimmte Verhaltensweisen oder Aussagen in das Geschlecht „männlich“ einordnen muss: Oft kommen so Aussagen, wie „ein Mann muss doch mal den Frauen auf den Hintern geguckt haben, sonst ist er kein Mann“ oder „Rasieren ist doch mal mega unmännlich!“. Besonders dann, wenn mensch* darauf antwortet, dass mensch* nicht in diese Kategorie „Mann“ sondern in die des Menschen eingeordnet werden möchte, dann ist das Gelächter und das Unverständnis oftmals sehr groß, weil diejenigen den Kern dieses zutiefst unterdrückenden Systems nicht verstanden haben oder verstehen wollen. Selbst schon die Tatsache, dass jemand*e einen Menschen auf den ersten Blick nicht „eindeutig“ einem der vermeintlich beiden Geschlechter zuordnen kann, führt oft zu bloßem Anstarren, abwertenden, beleidigenden Kommentaren und Gelächter. Ist das nicht traurig?

Jeder Person sollte es doch einfach selbst überlassen sein, wie und ob sie die eigene Geschlechtsidentität definiert und auslebt! Das gesamte Leben auf diesem Erdkreis zeigt doch, dass es noch viel mehr Farben zwischen diesem Schwarz und Weiß gibt. Genauso ist es folglich auch hier! All diese Menschen, die außerhalb dieser schwarz-weißen Strichcode-Welt lebGender Rolesen, werden solange benachteiligt und diskriminiert werden, wie die Gesellschaft den männlich-sozialisierten Menschen an oberster Stelle sieht und die Welt bestehend aus lediglich zwei Geschlechtern weiter akzeptiert. Wir, die wir für eine freie, gerechte und solidarische Welt einstehen, kämpfen genau deshalb auch dafür, dass die Kategorie „Geschlecht“ keinen Einfluss mehr darauf haben sollte, wie die Chancen eines Menschen in seinem Leben aussehen. An erster Stelle kommt der Mensch mit all seinen Fähigkeiten und Talenten, wobei es keinerlei Rolle spielt, ob dieses Individuum männlich, weiblich, transsexuell, geschlechtslos oder sonst ein anderes Gender ist!

Wir sollten alle mal endlich damit aufhören, Menschen in eine Geschlechts-Schublade zu stecken und damit beginnen, diese altbackene Kategorisierung zu bekämpfen und die Konstruktion „Geschlecht“ aufzubrechen. Lasst uns doch alle einfach mal Menschen sein!

SMASH ALL THE GENDER ROLES! 

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