Glücklich sein.

Wer die letzten Wochen bei Twitter unterwegs war dürfte, ebenso wie ich, über #MenAreTrash gestoßen sein. Was man nun von dem Hashtag selber oder seiner Bedeutung auch immer halten möchte, soll jedem*r selber überlassen sein und auch wenn man viele unreflektierte Meinungen liest, kann man doch feststellen, dass viele Menschen auch einen gepflegten Diskurs über ein Thema geführt haben, das ich für sehr wichtig halte: Die Rolle des Mannes im Feminismus. Ich möchte das Thema in diesem Beitrag von einer anderen Seite beleuchten, nämlich die, warum auch für Männer Feminismus ein Herzensanliegen sein sollte.

Auf den ersten Blick bedeutet (Queer-)Feminismus ja grundsätzlich eines: Die vollständige Gleichstellung aller Geschlechter zu erreichen. Aber hinter diesem Gedanken steckt noch so vieles mehr. Ein Aspekt, der für mich dabei sehr wichtig ist, ist die grundsätzliche Abschaffung von geschlechtsbestimmten und sexualorientierten Rollenbildern.

Aber warum ist das so wichtig? Nun von jemanden wie mir, der weiß, dass er in unserer Gesellschaft als weißer heterosexueller Mann grundsätzlich privilegiert ist, mag das nun etwas merkwürdig klingen, aber auch ich fühle mich häufig in etwas gedrängt, dass ich nicht bin und um ganz ehrlich zu sein auch nicht sein möchte. Das Menschen gewisse Erwartungen an jemanden haben aufgrund von Geschlecht oder sexueller Orientierung kann einem in vielen Lebenssituationen auffallen. Mir selber ist es zum ersten Mal aufgefallen als ich auf einer Party war, auf der mir die meisten Menschen fremd waren. Als ich mich gerade unterhielt, fragte mich ein Partygast ob er mir ein Bier mitbringen soll und ich antwortete: „Nein danke. Ich trinke lieber gleich ein Glas Sekt“. Schon wurde ich komisch angeschaut und mir wurde gesagt, dass ich als Mann doch Bier zu trinken habe und nicht diese „Mädchengetränke“. Ich wünschte ich könnte sagen das war nur ein Einzelfall aber derartige Ereignisse habe ich in den letzten Jahren doch sehr häufig erlebt und nicht nur bei mir. Sobald jemand sich nicht an seine*ihre „Rolle“ hält, fangen viele Menschen an sich zu empören. Im Optimalfall kommt dabei eine zumindest halbwegs sachliche Diskussion heraus. Im schlimmsten Fall kommt es zu Getuschel, Ausgrenzungen im Extremfall zu Beleidigungen. Es wird der betroffenen Person aber in jedem Fall gezeigt, dass sie „anders“ ist und das nur weil sie etwas getan hat was nicht zu ihrer Rolle passt, die auch noch andere Menschen ihr zugeschrieben haben.

Wer bei Twitter mal unter #mequeer die Beiträge durchgelesen hat, der findet bewegende Geschichten von Menschen, die sich über Jahre nicht getraut haben sich zu outen, weil sie Angst hatten deswegen diskriminiert zu werden und es in vielen Fällen auch wurden. Weil den Menschen es nicht einfach egal sein kann, welches Geschlecht und welche Sexualität eine Person hat. Leben und Leben lassen, ganz einfach. Warum sich jemand dafür rechtfertigen muss wer er*sie ist, habe ich noch nie verstanden und ich weigere mich auch diesen Zustand zu akzeptieren.

Ich denke es ist unser aller Aufgabe diese Muster endlich zu beenden. Warum ist es nicht normal, wenn ein junger Mann* daheim auf die Kinder aufpasst während seine* Lebenspartner*in arbeiten geht? Warum halten viele Menschen offensichtlich eine Frau* für weniger leistungsfähig als einen Mann und legt ihr im Beruf ständig Steine in den Weg, sei es bei der Bezahlung oder bei den Aufstiegschancen? Und warum, darf man nicht einfach so sein wie man es möchte?

Rollenbilder stehen so vielen Menschen zu ihrem Glück im Weg und deshalb gehört ihnen der Kampf angesagt! Wer ernsthaft immer noch denkt es gäbe nur zwei Geschlechter, oder dass „richtige Männer“ heterosexuell sein müssen, Fußball mögen und Bier trinken und dass „richtige Frauen“ nur auf Mode und Klatsch stehen, Sekt trinken und das Patriarchat akzeptieren, der*die sollte sich eine Zeitmaschine bauen, aber garantiert nicht mehr am gesellschaftlichen Diskurs teilnehmen.

Also warum sollte es auch Männern wichtig sein für Feminismus zu kämpfen? Weil mit Feminismus endlich jede*r glücklich werden kann. Weil jeder Mensch für sich selbst bestimmen kann, was ihn*sie glücklich macht und auch danach leben kann ohne dass sie*ihn gleich die schrägen Blicke quer durch den Raum verfolgen. Feminismus bedeutet für mich also eins: Glücklich sein.

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Ein Kommentar zu "Glücklich sein."

  1. Lennart Hogenkamp sagt:

    Sehr richtig! Ich stimme voll und ganz dieser Meinung zu, aber möchte noch hinzufügen, dass ich den Hashtag „Menareshit“ genauso für Sexismus halte wie die männlichen Sexisten, die sich gegen die Gleichstellung von Mann und Frau stellen. Jeder sollte von jedem immer gleich behandelt werden egal welches Geschlecht, welche Sexualität oder eben auch welcher Religion oder Landesangehörigkeit!